Rückblick auf die Podiumsveranstaltung „Strategien gegen Rechtsextremismus – Aktiv werden für Demokratie & Vielfalt“ am 18.10.2024 – und Ausblick
(Stephan Teuber)
Am Freitag, den 18. Oktober 2024 fand eine weitere Veranstaltung des Bündnisses statt. Wie beim vorherigen Mal wollten wir mit engagierten Menschen aus verschiedenen Gruppen und Organisationen darüber reden wie sie mit dem Rechtsruck umgehen bzw. sich gegen den Rechtsruck und entsprechende Entwicklungen stellen.
Am 18. Oktober 2024 hatten wir dazu Vertreter folgender Gruppen und Organisationen eingeladen:
- AfD Watch Heidelberg
- Aktionsbündnis Inklusion Heidelberg
- AKUT+[c] Heidelberg
- Musik- und Singschule Heidelberg
Im Anschluss gab es wie bereits beim letzten Mal weitere Möglichkeiten zum Austausch.
Rückblick auf die Veranstaltung – und Ausblick
(Stephan Teuber)
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Strategien gegen Rechtsextremismus – Aktiv werden für Demokratie und Vielfalt“ fand am 18. Oktober 2024 nun das zweite Podiumsgespräch statt, zu dem der Arbeitskreis Bildung eingeladen hatte. Unter dem Motto „Mit Engagierten im Gespräch“ stellten sich vier aktive Bürger:innen und Initiativen den Fragen der Moderator:innen des Arbeitskreises. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, die Bandbreite der möglichen Strategien und Aktivitäten gegen Rechtsextremisums in Heidelberg noch bekannter zu machen und Möglichkeiten kennenzulernen und zu diskutieren, selbst aktiv zu werden. So präsentierten sich am 18. Oktober recht unterschiedliche Ansätze, die sich in ihrer Verschiedenheit ergänzen und beispielhaft die Vielfalt der Mitmach-Gelegenheiten zeigen.
Kersten Müller, Leiter der Musik- und Singschule Heidelberg und auf dem Podium vor allem in seiner Rolle als Pädagoge, unterstrich die großen Chancen, die das integrative Angebot der Musikschule bietet. Dort lernen die Kinder von klein auf, mit anderen Kindern der unterschiedlichsten Herkünfte zusammenzuarbeiten und Gemeinsames zu gestalten. Denn die Musikschule ist insofern inklusiv, als dort Kinder unterschiedlichster Nationalitäten, aber auch unterschiedlichster Milieus zusammenkommen und Vielfalt damit zur Grundlage des gemeinsamen Wirkens erfahrbar wird. Hierzu bietet die Stadt Heidelberg die besten Voraussetzungen, da z.B. durch ein gestaffeltes Gebührensystem für alle Gruppen eine hohe Zugänglichkeit zur musikalischen Erziehung gewährleistet werden kann. Eine solche, breit angelegte und vor allem frühe Erfahrung inklusiver Vielfalt, so Müller, ist Prävention gegen die Anfälligkeit für Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Als Vertreter des Heidelberger Bündnisses für Inklusion vertrat Phil @pfilfalt (er/ihm) die Ansicht, dass sowohl der Kampf für Inklusion wie auch der gegen Rechtsextremismus letztlich auf derselben Basis stehen müssen. In beiden Fällen geht es darum, in den anderen Menschen gleichwertige Menschen zu sehen und sie als solche zu behandeln, sich in sie hineinversetzen zu können, so dass deren Perspektiven und Anliegen immer schon mitgedacht werden. In dieser Aufgabe eines jeden Menschen, inklusiv zu denken und zu handeln, liegt demnach die Grundherausforderung für einen erfolgreichen Kampf gegen Extremismus. Phil zeigte eindrucksvoll, dass damit die Grenzen zwischen alltäglichem, vorurteilsbehaftetem Handeln und offen extremistischer Einstellung und Aktion fließend sind. Jede:r soll in sich hineinhören und sich fragen, wie das Denken, Fühlen und Handeln im eigenen Alltag aussieht. Viele werden feststellen, dass sie selbst noch in ausgrenzenden Denkmustern verhaftet sind. Die Herausforderung im Kampf gegen Extremismus ist daher, ganz nah bei sich selbst damit zu beginnen. Die Chance liegt aber zugleich darin, dass jede:r damit auch einen Anfang machen kann und den Prozess zu einem inklusiven Leben ohne Extremismus selbst aktiv vorantreiben kann.
Ganz konkret und schon seit vielen Jahren sehr aktiv in direkter Auseinandersetzung mit der AfD ist Elke Messer-Schillinger von AfD-Watch Heidelberg. Sie hat – gemeinsam mit Daniel Kubirski – ein Informationsportal etabliert, in dem die Aktivitäten und Aussagen der AfD kommuniziert und bewertet werden. Das Ziel ist, hier höchstmögliche Transparenz herzustellen, um den Menschen klarzumachen, was es letztendlich heißt, die AfD zu unterstützen oder zu wählen. Viele Menschen sympathisieren mit der AfD auf der Grundlage von vagen Emotionen, von Verschwörungserzählungen, pauschaler Ressentiments oder schlichtweg naiven Glaubens an die Versprechen der populistischen Rhetorik oder leider auch aus Sympathie mit den extremistischen Einstellungen. Nur wenige aber wissen tatsächlich, welche Politik die AfD im einzelnen verfolgt und was deren Konsequenzen wären. AfD-Watch möchte durch eine faktenbasierte Aufklärung über die AfD diese entlarven und den objektiven Extremismus und die Demokratiefeindlichkeit der AfD verdeutlichen, der AfD ihre pseudodemokratische Maske entreißen.
Last but not least vertrat Kri (sie/ihr) die Perspektive der antifaschistischen Initiative AKUT+[c] Heidelberg. Sie sieht die Strategie gegen Rechtsextremismus eingebettet in den Kampf für eine gerechte Gesellschaft. Dieser Leitvorstellung werden die Aktivitäten von AKUT+[c] untergeordnet. Daher geht es hier nicht nur um die Auseinandersetzung mit rechtsextremen Parteien oder Gruppierungen, sondern um den Kampf gegen Stereotype, Diskriminierungen, wie z.B. Sexismus, Rassismus oder Klassismus. Als antifaschistische Gruppe setzen sie sich für Selbstbestimmung, Emanzipation und eine herrschaftsfreie Gesellschaft ein. Die Strategie hierzu liegt zum einen in der Analyse von Herrschaft und der Aufklärung darüber, zum anderen in der konkreten Intervention.
Die Stellungnahmen der vier Vertreter führten zu zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträgen aus dem Publikum. Zum Ende wurde die zentrale Frage diskutiert, welchen Erfolg die zahlreichen Initiativen letztlich haben. Bei allen Fragezeichen war man sich aber einig, dass die Gesellschaft weiterhin aktiv für Demokratie und Vielfalt eintreten muss, schon alleine auch deshalb, um den Diskurs und den politischen Prozess nicht dem Extremismus zu überlassen.
Vor diesem Hintergrund wird der AK Bildung seine Veranstaltungsreihe nun vertiefen. Haben wir bisher die unterschiedlichen Strategieansätze beispielhaft vorgestellt und diskutiert, werden sich die kommenden Veranstaltungen mit konkreten Problemlagen und Strategien befassen.
Wir halten Euch auf dem Laufenden!
Wann: Freitag | 18. Oktober 2024 | 19 Uhr | Einlass ab 18.30 Uhr
Wo: Aula des Collegium Academicum, Marie-Clauss-Str. 3, Heidelberg-Rohrbach
Die nächste ÖPNV Haltestelle ist die Ortenauer Straße in Heidelberg-Rohrbach.
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